Welche Mitarbeitenden sollen wir zu Agile Coaches ausbilden lassen? Bei dieser Frage sind Unternehmen oft unsicher. Nicht ganz unverständlich, denn Agile Coaches brauchen die passende Einstellung und Haltung, um entsprechend gewünschte Veränderungen auch tatsächlich zu bewirken.
Agile Methoden und Strukturen einzuführen reicht bei der agilen Transformation einer Organisation absolut nicht aus. Vielmehr geht es darum, die entsprechende Kultur zu verankern, damit sich die Strategie mit Leben füllt. Diese Kultur entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Hier ist ein Change-Prozess vonnöten, bei dem die Mitarbeitenden sowie Führungskräfte meist eine aktive Unterstützung brauchen – beispielsweise durch Agile Coaches.
Darüber sind sich sehr viele Unternehmen mittlerweile auch bewusst. Daher senden immer mehr ihre Mitarbeitenden zu Agile Coach Ausbildungen oder auf Fortbildungen, um angehenden Agile Coaches entsprechendes Know-How zu vermitteln.
Agile Coaches ohne agiles Mindset? Ein No-Go!
Die Auswahl der Mitarbeitenden, die zum Agile Coach ausgebildet werden sollen, erfolgt oft recht unsystematisch. Hinzu kommt, dass nicht ausreichend berücksichtigt wird, dass ein angehender Agile Coach auch den Willen haben bzw. in der Lage sein muss ein agiles Mindset zu entwickeln. Denn er/sie entscheidet letztendlich darüber, ob die Methoden adäquat eingesetzt werden. Das ist auch der Grund, weshalb wir unsere Ausbildung wie folgt konzipiert haben: 20 Prozent Methodik und 80 Prozent Haltung.
Sie müssen sich immer vor Augen halten: Ihre Agile Coaches sind Multiplikatoren. Daher sollten Sie sich die zentrale Frage stellen: Was sollen die zukünftigen Agile Coaches multiplizieren? Nur Methoden-Know-How oder auch die für ein agiles Arbeiten notwendige Einstellung und Haltung? Diese Frage beeinflusst die Auswahl der zukünftigen Agile Coaches und die Auswahl der Ausbildung maßgeblich.
Die Agile-Coach-Kandidat*innen ganz gezielt auswählen
Hierzu möchten wir Ihnen zwei Beispiele an die Hand geben:
- Angenommen das Unternehmen wählt einen Mitarbeitenden aus, der schon mit der Scrum-Methodik vertraut ist. Könnte ja durchaus sinnvoll sein, denn die entsprechende Person ist ja schon „in der agilen Welt zuhause“. Mit Scrum vertraut zu sein, heißt allerdings nicht zwingend, dass er die Grundvoraussetzungen für einen Agile Coach erfüllt. Denn Scrum ist nur eine von vielen Methoden in der agilen Arbeitswelt und ihr Nutzen hängt auch davon ab, mit welchem Geist sie angewendet wird.
- Angenommen nun das Unternehmen denkt, ein bereits ausgebildeter Coach sei die richtige Wahl. Auch dieser Gedanke könnte durchaus richtig sein, denn Coaching-Erfahrung ist ja in diesem Falle schon gegeben. Allerdings stellt sich bei diesem Beispiel die Frage: Steht seiner Entwicklung zum Agile Coach eventuell das Credo vieler Coaches im Weg, dass das Gegenüber die Lösung stets selbst finden muss? Die Praxis zeigt oft: Ja. Denn Agile Coaches müssen bei ihrer Arbeit eine große Rollen-Flexibilität zeigen. Mal müssen sie Mitarbeiter*innen oder Kolleg*innen coachen, mal beraten, mal Dinge mitgestalten. Zudem sind sie oft Sparringspartner für das Management, wenn es darum geht, die gewünschte Entwicklung voranzutreiben. Deshalb brauchen sie neben „Macher-Qualitäten“, auch Rückgrat und ein gewisses Standing in der Organisation.
Definieren Sie vorab ein klares Anforderungsprofil
Aus den oben genannten Gründen sollten sich Unternehmen also, bevor sie die Ausbildungsteilnehmer*innen auswählen, eindringlich mit folgender Frage befassen: Welche Kompetenzen und welches Mindset braucht ein Mitarbeitender, um künftig die Rolle als Agile Coach erfolgreich auszuüben?
Die Praxis und unsere Erfahrungen zeigen, dass folgende Kompetenzen bzw. Fähigkeiten wichtig sind, Mehrdeutigkeiten souverän zu begegnen, Veränderungen offen anzugehen und sich schnell in einen Rahmen einzufinden, der durch wechselnde Rollen statt starrer Strukturen geprägt ist:
- Beziehungsgestaltende Kompetenzen (z. B. ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten inkl. der Fähigkeit, Konflikte konstruktiv zu gestalten; Team- und Kooperationsfähigkeit)
- Kognitive und (selbst-) regulatorische Fähigkeiten (u.a. geistige Wendigkeit, Ambiguitäts- und Frustrationstoleranz)
- Fähigkeit zur Selbststeuerung (z.B. das eigene Verhalten beobachten, bewerten und nachjustieren können)
Aufbruch zu einer mehrstufigen Reise zum Agile Coach
Grundsätzlich können sich alle Mitarbeitenden auf die „Agile Reise“ begeben. Wichtig ist es jedoch, den Ausgangspunkt der potenziellen Teilnehmer*innen zu kennen, um deren Entwicklung gezielt fördern zu können.
Für die Auswahl der Reise-Teilnehmer*innen empfiehlt sich ein „Agile Awareness Workshop“. Er dient dazu, ein Grundverständnis dafür zu schaffen, was agile Transformation eigentlich bedeutet, welche Dimensionen dieser (Change-)Prozess berührt und was letztendlich die Aufgaben eines Agile Coaches sind. Dabei lautet das zentrale Ziel: Bei den potenziellen Ausbildungsteilnehmer*innen soll ein klares Bild entstehen, ob sie sich überhaupt auf die Reise begeben möchten. Gegen Workshop-Ende sollte jeder entscheiden können:
- „Ja, ich will ein Agile Coach werden“ oder
- „Nein, ich trage in einer anderen Funktion mehr zum Steigern der Agilität unserer Organisation bei“
Aus unserer Erfahrung zeigt sich, dass eine Agile Coach Ausbildung modular aufgebaut sein und sich über einen längeren Zeitraum (bspw. sechs oder neun Monate) erstrecken sollte. Außerdem sollten neben der Methoden-Vermittlung das Thema Selbstreflexion und Reflexion der gemachten Erfahrungen eine wichtige Rolle spielen. Nur so haben die angehenden Agile Coaches die Möglichkeit sich tatsächlich weiterzuentwickeln. Und nur so entsteht allmählich die Haltung und die Verhaltenssicherheit, die sie im zukünftigen Arbeitsalltag brauchen.
➡️ Weitere Informationen zu unserer 17-tägigen Agile Coach & Transformation Consultant Ausbildung finden Sie hier.