Personen sitzen um einen Laptop und sprechen miteinander - New Leadership - Dr. Kraus & Partner

Warum Führungskräfte Mut zur Entscheidung in unsicheren Zeiten brauchen. 

Der Titel klingt paradox. Denn wir alle gehen davon aus, dass wir natürlich die richtige Entscheidung treffen müssen. Nur die richtige Entscheidung führt zum Erfolg und die falsche Entscheidung wäre natürlich ein Desaster. Ein alternativer Titel dieses Artikels wäre also gewesen: Entscheide dich für den Erfolg. Unsere Marketing-Abteilung bei Kraus & Partner würde vor Freude im Dreieck springen, die Klickrate nach oben schießen, weil diese Headline ein gralsähnliches Versprechen in sich birgt.

Einfach für den Erfolg entscheiden – kurzer Blick aufs Konto – tatsächlich – du bist reich. Denn Erfolg wird monetär gemessen – oder? Je nachdem, was Erfolg für uns ist, können wir uns vielleicht tatsächlich dafür entscheiden, erfolgreich zu sein. Denn wir haben die Möglichkeit, auf unsere Lebensleistung zu schauen und sie einfach als Erfolg anzunehmen. Nur ein Auto und noch kein Pferd – dafür aber eine Tochter, die dich liebt? Klasse – du bist erfolgreich. Noch immer nicht das Traumgewicht, dafür aber Freunde, mit denen du laut lachen kannst? Glückwunsch – davon träumen andere. Jahresergebnis nicht erreicht – aber ein neues Produkt entwickelt, das das ganze Team vibrieren lässt?

Lassen wir das, denn der Anstoß dieses Artikels ist ein anderer. Es ist eine Gedankenweiche, die mich beschäftigt. Dabei geht es mir auch um die Bewertung von Entscheidungen – aber an einer anderen Stelle. Damit meine ich die Trennung in „richtig“ und „falsch“ als herrschende Bipolarität ohne jeglichen Graubereich. Diese Trennung möchte ich herausfordern und in Frage stellen und eine Gegenthese aufstellen: Es gibt kein „richtig“ und kein „falsch“. Es gibt nur die Entscheidung an sich, die getroffen werden muss. Ob diese Entscheidung als richtig oder falsch erscheint, steht auf einem anderen Blatt.

Steile These? Ich weiß. Probieren wir es mit einer Metapher.

Wir gehen mit einem Team wandern. Es wird eine Höhentour auf ca. 4.000 m. Wir checken deshalb das Wetter ausgiebig und treffen zwei Entscheidungen. Wir werden um 6.00 Uhr aufbrechen, anstatt schon um 5.00 Uhr loszuhetzen und wir trinken noch ein Bier. Am nächsten Tag gegen 8.00 Uhr dann der Wetterumschwung verbunden mit Wind und Regen. Wir haben Kopfweh vom letzten Bier und sind viel zu spät los, das ist uns jetzt klar. Gegen 14.00 Uhr erreichen wir – zu spät – den Gipfel. Vor 5 Minuten hat es noch geregnet – jetzt reißt die Wolkendecke auf. Wie aus dem nichts ein Blick für Götter, wir stehen gefühlt auf der Wolkendecke und genießen ein Alpenpanorama im Sonnenbad. Alles richtig gemacht.

Soll ich weitermachen? Wie wäre es mit einer Verletzungen beim Abstieg oder einem verpassten Steinschlag – alles ist möglich. Und genau das ist die Situation in einer Welt, die wir liebevoll VUCA nennen. Rechne mit allem, das Unerwartete kommt trotzdem. Deshalb befreie dich von der Illusion, das du derjenige bist, der eine richtige oder auch eine falsche Entscheidung treffen kann.

Natürlich kannst du eine Situationen zu einem bestimmten Zeitpunkt trotzdem ganz bewusst bewerten. Aber es bleibt eine Bewertung zu einem Zeitpunkt. Wenn du diesen Vorgang bewusst vollziehst, kannst du sogar einige Energie daraus ziehen. Du kannst im Moment der Krise auf ein herrliches Gipfelpanorama setzen und den gestrigen Abend nochmal lächelnd zu erinnern, ohne das Bier zu verfluchen, das dir gerade etwas Kraft raubt. Es zählt – das ist mein Gedanke – nur eines. Du musst eine Entscheidung treffen. Dann steht dein Team um 6.00 Uhr vor der Berghütte. Und ja – Manche wären schon um 5.00 Uhr losgegangen, manche am liebsten erst um 9.00 und wieder andere hätten lieber einer Wattwanderung gemacht.

Es gibt kein richtig und kein falsch – also entscheide dich!

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Autor

  • Sebastian Gühne

    Sebastian verschiebt Grenzen. „Haben wir noch nie gemacht?“ – dann ist das Sebastians Thema! Dank seiner kreativen Ader sieht er in den Projekten nicht nur die naheliegend Lösungsoptionen, sondern gerade, wenn es knifflig wird, läuft er zur Hochform auf. Er liebt neue Ideen und unbekannte Wege. Empathisch, strukturiert und voller Energie – das macht unseren Gestalter aus.