Personen sitzen um einen Laptop und sprechen miteinander - New Leadership - Dr. Kraus & Partner

Verbesserung? Aber wenn, dann richtig.

„Hier müsste mal etwas passieren“ – wie oft hast du diesen Satz schon gehört? In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen an der Kaffeemaschine, in Meetings und Belegschaftsversammlungen ist meist der Ruf nach Veränderung sehr präsent. Die einen geben sich mit kleinen Anpassungen zufrieden („wenn alleine mein Rechner nicht so langsam wäre…“), die anderen rufen nach größeren Veränderungen. Sie wollen nicht nur „Kosmetik“, sondern das große Rad drehen – revolutionär, völlig anders und out of the box. Auch die Medien wetteifern täglich um die nächsten großen Sensationen – sei es die neuste IT-Innovation, das spektakulärste Bauwerk oder der wissenschaftliche Durchbruch.

Der Traum nach Disruption kann kontinuierliches Verbessern verhindern

Es ist großartig, wenn Unternehmen Innovationen schaffen, Lieferketten optimieren und hilfreiche Produkte erschaffen. Aber es ist eben nicht alltäglich und schon gar nicht kontinuierlich. Wird Radikalität zu stark propagiert, kann dies ein Gefühl der Lähmung beim Individuum auslösen.

Der schmale Grad einer Führungskraft ist es, durch große Gedanken Menschen zu motivieren und mitzunehmen, aber auch nicht zu verlieren. Wenn hingegen die Bilder der „neuen Welt“ zu groß und unerreichbar werden, fehlt dem Einzelnen der Bezug. Und der fehlende Bezug begrenzt die gefühlten Handlungsmöglichkeiten.

KVP kommt leise und ohne Glamour daher – kann aber trotzdem Großes bewirken

In eine Wirtschaftswelt mit viel Feuerwerk und schick designten PowerPoint-Folien kommt ein Ansatz um die Ecke, der gänzlich unprätentiös daherkommt: Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (kurz: KVP). Es ist eine Philosophie aus der Lean Management Schule, deren Potenzial häufig unterschätzt wird. Die einfache Idee lautet: Auch durch viele kleine Schritte kann in Summe eine weite Strecke zurückgelegt werden. In Unternehmen heißt das: Viele kleine Verbesserungen können zusammen eine große Wirkung entfalten.

Was heißt das konkret? Wir wissen, dass Menschen häufig zu einer gewissen Trägheit neigen, wenn es um Veränderungen geht – sei es im privaten oder im beruflichen Kontext. Große Ankündigungen und der Ruf nach dem großen Sprung schieben implizit die Verantwortung weg. Dann sind es „die da oben“, die „unveränderbaren Rahmenbedingungen“ oder oder oder…

KVP- von passiv zu aktiv

„Hier müsste mal…“ ist passiv, einmalig und unverbindlich. „Ich würde vorschlagen, dass…“ ist dagegen aktiv, vorwärtsgewandt und verantwortungsbewusst. Genau das soll KVP ins Unternehmen bringen: Eigenverantwortung fördern, den Einflussbereich des Einzelnen definieren und wertschätzen, Wirksamkeit ermöglichen. Meistens passiert das im Kleinen und wird nicht an die große Glocke gehängt – der Effekt kann dennoch enorm sein.

Doch mit ein paar Motivationssprüchen und schillernden Managementvorträgen zu „Mindset und Empowerment“ ist es nicht getan. Es braucht eine Plattform, um KVP fest in der Organisation zu etablieren. Feste Standards, Routinen, ausreichende Ressourcen, Support der Führungskräfte und viel mehr. Kleine Verbesserungspflänzchen können nur wachsen, wenn sie einen guten Nährboden haben und regelmäßig gepflegt werden.

Was die britische Radsportmannschaft beispielsweise durch KVP erreicht hat und was wir bereits bei der Einführung von KVP in Unternehmen erlebt haben, hörst du in unserer Podcast-Episode: KVP – Ständige Verbesserung, aber an der richtigen Stelle.

Es braucht beides: Große Sprünge und kleine Schrittchen

Bei aller Begeisterung für KVP sind dem Ansatz aber auch natürliche Grenzen gesetzt. Die Rufe nach der großen Veränderung sind schließlich oft nicht unbegründet. Verkantete Strukturen, zu wenig Zeit sowie hinderliche Rahmenbedingungen können Mitarbeiter tatsächlich frustrieren und auch die KVP-Haltung negativ beeinflussen. Wie bereits beschrieben: Ein gewisser „Nährboden“ für KVP ist unerlässlich.

Und auch wenn der Ansatz in der Praxis gut gelebt wird, so darf und sollte radikale Veränderung (in der Management-Sprache „klassische Prozessoptimierung“ genannt) und ein „Neudenken“ mancher Prozesse dennoch seinen Platz finden.

Wenn Prozessoptimierung generell noch ein Fremdwort für ein Unternehmen ist, so ist sogar denkbar, zunächst mit einem Grüne-Wiese-Ansatz zu starten und einen KVP anzuschließen. Das hat den Vorteil, dass die einmalige Optimierung nicht verpufft, sondern im Tagesgeschäft weitergeht. Beide Ansätze zu kombinieren kann sehr sinnvoll sein.

Fazit zu KVP

Die „schnelleren Pferde“ führen niemals zu einem Auto. Effizientere Wählscheiben führen niemals zu einem Smartphone. Ein schnellerer Postbote führt nicht zu Same-Day-Delivery. Innovation darf sein! Aber als einziges Instrument greift sie zu kurz. Daher kann KVP in Kombination mit grundlegender Prozessoptimierung starken Impact entfalten – auf unterschiedliche Arten.

Was ist für dein Unternehmen gerade dran? Kleine Schritte oder ein großer Sprung? Oder beides?

➡️ Wenn du Interesse daran hast KVP bei dir im Unternehmen oder Team zuführen, dann kannst du dir gerne unsere Leistungsseite zum Thema KVP anschauen oder in ein unverbindliches erstes Gespräch mit uns gehen – hier findest du unsere Kontaktmöglichkeiten.

Autoren

  • Jannik Droß

    Jannik steht für Präzision. Veränderungen mit ihm machen Spaß! Chaos? Jannik sortiert. Konflikte? Jannik baut Brücken. Stress? Jannik läuft zur Höchstform auf. Und wenn es mal Fragen rund um die neuesten technischen Gadgets gibt? Jannik ist als Digital Native Experte und schafft es auf sympathische Art für Neues zu begeistern.

  • Katharina Geistmann

    Katharina setzt auf japanische Präzision: Wenn es um Lean-Management und Kaizen-Methoden geht, macht ihr so schnell niemand etwas vor. Sollen Wertschöpfungsketten effizienter gestaltet und Geschäftsprozesse optimiert werden, setzen wir auf die innovativen Ansätze und den Weitblick von Katharina. Für unsere Kunden krempelt Katharina die Ärmel hoch – und die Prozesse um!