OKR - Fragen und Antworten - Dr. Kraus & Partner

Gemeinsam mit den Handelsblatt Fachmedien haben wir ein Online-Seminar zum Thema Ziele setzen und erreichen mit OKR veranstaltet. Während dieses Online-Seminars haben uns unzählige Fragen zum Thema OKR erreicht. Da wir davon ausgehen, dass die Beantwortung sicherlich für viele interessant sein könnte, wollen wir das hiermit tun.

Unsere Experten Lars-O. Böckmann und Max Leichner haben die folgenden Fragen zum Thema OKR für Sie beantwortet.

Frage

Welchen Zusammenhang / Überschneidungen / Abgrenzungen sehen Sie zur Balanced Scorecard (im Sinne von Kaplan/Norton … Anfang 90er)?

Antwort

Beide Systeme können sich gut miteinander verzahnen, denn beide zielen bspw. auf die ‚Leadmeasures‘ sowie auf eine gelungene Verzahnung von Zielen mit Vision und Strategie ab. OKR unterscheiden sich dabei in der Kadenz und darin, dass sie hierüber auch anpassbarer werden durch regelmäßige Reflexion und Adaption. Sie tragen eher zu einem Mehr an Kommunikation und damit zur Beteiligung der Menschen bei.

Frage

Muss es zwangsläufig erst Unternehmens-OKRs geben, bevor die einzelnen Teams OKRs festlegen?

Antwort

Eine wichtige Frage und hier unsere Antwort darauf: Es ist förderlich, aber keine zwingende Voraussetzung. Hilfreich ist es jedoch, wenn die strategischen Ziele des Unternehmens (einigermaßen) klar sind – und sich bspw. Business Units oder Abteilungen hieraus ihre OKRs ableiten.
Sollte dies nicht so sein, macht es Sinn sich im Team zu überlegen, was der Sinn und Zweck der Arbeit ist und sich an diesem gemeinsamen Verständnis zu orientieren.

Frage

Wird empfohlen OKRs erst in einem Team zu pilotieren?

Antwort

Wenngleich eine Umsetzung in größerem Maße oft wünschenswert ist, plädieren wir, auch vor dem Hintergrund unserer Erfahrung als Berater in Veränderungsprozessen, klein zu starten, aus Erfahrungen zu lernen, und den dann adaptierten Piloten auszuweiten.

Frage

Wo findet man Umsatzziele in OKRs wieder?

Antwort

Reine Umsatzziele verstehen wir nicht als OKR, denn diese sollten ein breites, qualitatives Ziel darstellen. Ein Objective könnte hierbei bspw. auf Stabilisierung oder auf Wachstum abzielen, um etwas bestimmtes zu erreichen. Umsatz ist in diesem Framework für uns eher das Ergebnis der Anwendung von OKRs, nicht das Ziel an sich.

Frage

Es wird immer wieder die Frage gestellt, wie sich die OKRs vom Tagesgeschäft abgrenzen. Haben Sie dazu eine Antwort?

Antwort

Stellen Sie sich den Arbeitstag wie einen Pool voller Aktivitäten vor. Die Frage ist, welche dieser Aktivitäten zahlen auf das ein, was wir (strategisch, ausgedrückt über OKRs) erreichen wollen? Die meisten Aktivitäten dieses Pools sollten hierauf ausgerichtet sein, aber ein Anteil wird immer auch nicht direkt zuordenbar sein. OKRs können auch ein guter „Reality Check“ sein, wieviel seiner Zeit man für Dinge einsetzt, die auf Objectives einzahlen und wieviel für „Tagesgeschäft“, ohne erkennbaren Link zu strategischen Zielen.

Frage

Wie viele Key Results sind pro Objective empfehlenswert?

Antwort

Wir geben die Richtschnur 3-5 aus – empfehlen hierbei stets, zu Anfang eher weniger denn mehr Key Results zu definieren (also bspw. 2-3).

Frage

In welchen Situationen sind OKR’s nicht hilfreich?

Antwort

Vielleicht eine etwas ‚zugespitzte‘ Antwort: Wenn alles so bleiben soll, wie es ist. Und dafür kann es gute Gründe geben, bspw. dass andere Themen gerade akut sind und eine zusätzliche Veränderung das Unternehmenssystem schlicht überfordern würde.

Frage

Führen OKR grad ein. Die Geschäftsleitung hat die Methode noch nicht ganz verstanden: die entstandenen Unternehmensobjectives sind jetzt eigentlich KR’s (weil, die KR’s fand sie so schon greifbar). Help! Was tun?

Antwort

Eine Tendenz, die wir immer wieder bemerken: Es muss ‚handfest‘ werden und qualitative Ziele im Objective scheinen weniger greifbar zu sein. Wir würden die Frage stellen: Wofür ist das Key Result da? Worauf zahlt es ein? Um was zu erreichen? Und erreichen wir es damit tatsächlich auch? Damit wird die Kommunikation wieder auf das ‚Was‘ (also das Objective) gelenkt.

Frage

Sind OKRs die neuen Quartalsziele, die in der Summe das Jahresziel ergeben? Ist das im Sinne von Google & Co?

Antwort

Jahresziele sind in diesem Rahmen weniger zielführend – eher ist der Fokus auf die strategischen Handlungsfelder, aus denen OKRs abgeleitet werden und zwar dynamischer, beteiligter und flexibler. Ein ‚herunterbrechen‘ von Jahreszielen auf Quartalsziele ist nur bedingt im Sinne des Frameworks.

Frage

Macht OKR auch Sinn für ganz kleine Unternehmen -> kleiner 10 Mitarbeiter?

Antwort

Unbedingt, denn hier kann schneller voneinander gelernt, angepasst und umgesetzt werden. Mehr denn je kann es hier dann vor Beginn Sinn machen, die Frage zu stellen: Warum glauben wir, gibt es uns (Mission) und was ist das Bild bzw. der Horizont, auf den wir zusteuern? Dann kann das Framework schnell für alle Orientierung bieten und die Kräfte hierüber bündeln.

Frage

Eine offene/moderne UN-Kultur ist Voraussetzung für erfolgreiches OKR, oder?

Antwort

Eine wichtige Frage: Kultur ist aus unserem Verständnis heraus immer fördernder oder hemmender Faktor, selten aber alleiniger ‚Showstopper‘. Auch in eher tradierten Umgebungen können einzelne Bereiche OKRs jedoch erfolgreich für sich nutzbar machen.
OKRs können aber auch ein Vehikel sein, um die Unternehmenskultur zu verändern…

Frage

Macht es Sinn nur in einzelnen Abteilungen im Konzern OKR einzuführen?

Antwort

Wichtige Frage: Wir empfehlen es sogar für den Anfang. Natürlich bleibt dann die ‚Vernetzung‘ der OKRs (crossfunktional) zu Beginn nur bedingt berücksichtigt, jedoch hilft es am Anfang, erst einmal in Übung zu kommen innerhalb eines ’sicheren Hafens‘. Unsere Empfehlung: Starten Sie eher kleiner und nicht über-ambitioniert und steigern Sie sich auf dem Weg.

Frage

Ist es besser die Key Results im Team zu besprechen oder mit jedem einzelnen Mitarbeiter?

Antwort

Das würden wir von Ihrer (Führungs-) Kultur abhängig machen. Manche Unternehmen arbeiten ausschließlich auf Team-Ebene, manche auf Ebene des Individuums. Schauen Sie, was für Sie am besten händelbar und umsetzbar ist in der Kultur, in der Sie arbeiten.

Frage

Im company planning zieht die Geschäftsführung wiederholt die HIERARCHIE-Karte. Will Entscheiden, Eskalation schlägt fehl – was tun?

Antwort

Wenige Regeln bestimmen OKR und es gilt, hierüber Einigkeit in der Einhaltungskonsequenz zu erzielen. Führung soll auch (mit-) entscheiden und dies insbesondere im Dialog, ob insbesondere Objectives tatsächlich einzahlen auf bspw. die Strategie. Das Selbstverständnis der Führung gilt es hierbei sicherlich immer wieder zu reflektieren und ebenfalls, wofür OKRs im Unternehmen angewandt werden sollen.

Frage

Wenn Agilität eine notwendige Bedingung ist: Wie lassen sich Scrum und OKR sinnvoll miteinander verbinden?

Antwort

Agilität ist für OKR eine hinreichende, jedoch keine notwendige Bedingung aus unserer Sicht. Auch nicht oder wenig agile Unternehmen können OKRs nutzen. Die Verzahnung von bspw. Scrum mit OKRs ist sehr gut möglich, wenn bedacht wird, dass OKR eine andere Abstraktionsebene aufgreifen.

Frage

Zur Folie „Braucht es noch Zielsetzung?“: seit 2000 sind 20 Jahre vergangen. Inzwischen gibt es auch Organisationen mit wenig oder gar keiner Hierarchie. Wie sieht ein adäquates Zielsetzungssystem in 2020 aus?

Antwort

In der Tat gibt es OKR bereits seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrtausends. Organisationen mit keiner Hierarchie haben wir bisher nur sehr wenige erlebt. Und wenn dies nach außen hin gezeigt werden konnte, gab es immer informelle Hierarchie-Beziehungen im Inneren. Das eine Zielsetzungssystem, das den Erfolgsweg dieser Dekade aufzeigt, gibt es unserer Erfahrung nicht. Was es aber im Sinne des Erfolgs geben sollte, sind klare, verständliche Ziele, die mit einer verständlichen Strategie verknüpft sind.

Frage

Zur Objectives Definition: also sind SMARTe Ziele nicht das, was mit Objectives oder mit Key Results ausgedrückt werden kann?

Antwort

Genau richtig, Ihre Antwort, die Sie sich geben. Objectives unterscheiden sich stark von SMARTen Zielen. Eher in den Key-Results können Sie die Terminologie anwenden: Spezifisch, ambitioniert und realistisch sind bspw. Aspekte, die auch bei den Key Results gelten. Allerdings zumindest ohne Terminierung (aufgrund der Kadenz in OKR) und achten Sie auf die Formulierung Ihrer Key Resukts und Objectives – diese kann unserer Erfahrung nach einen wichtigen Unterschied machen.

➡️ Die Aufzeichnung zum dazugehörigen Online-Seminars „Ziele setzen und erreichen mit OKR“ können Sie sich kostenfrei auf unserer Webseite ansehen. 

Autor

  • "Vanessa bildet das Herz all unserer Marketing-Aktivitäten. Dabei ist sie ein wahres Multitalent: Sie versorgt unsere Online-Präsenzen mit Content, weiß genau, worauf es beim User ankommt und behält mit viel Organisationsgeschick dabei das Große & Ganze im Blick."

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