Personen sitzen um einen Laptop und sprechen miteinander - New Leadership - Dr. Kraus & Partner

Was ist Belonging?

Das Gefühl der Zugehörigkeit (also Belonging) ist eines der grundlegendsten Bedürfnisse des Menschen.

Das Cambridge Dictionary definiert „Belonging“ wie folgt: “A feeling of being happy or comfortable as part of a particular group and having a good relationship with the other members of the group because they welcome you and accept you.”

Wir streben danach, uns mit anderen Menschen verbunden zu fühlen und Teil eines Ganzen zu sein. Im Kern geht es darum, dass sich eine Person in ihrem authentischen Selbst – also als der Mensch, der sie ist, inklusive ihrer Bedürfnisse und Gefühle – einbezogen, akzeptiert und als Bereicherung wertgeschätzt fühlt.

Ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit ist vor allem dann wichtig, wenn Unsicherheit und Instabilität ins Spiel kommen, z.B. in Veränderungsprozessen oder in aufwühlenden Zeiten wie während der Corona-Pandemie. Wenn sich Mitarbeiter einander und dem Unternehmen verbunden fühlen, dann stärken sie sich gegenseitig und blicken zuversichtlicher auf Veränderungen und Unsicherheiten.

Woher kommt unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit?

Unsere Sehnsucht nach menschlicher Nähe, nach Beziehung, Gesellschaft und Kontakt, danach an einer Gemeinschaft teilzuhaben und etwas beitragen zu können, ist tief in uns verwurzelt.

Vielleicht kennen einige von euch die Maslowsche Bedürfnishierarchie, auch bekannt als Bedürfnispyramide – ein sozialpsychologisches Modell des Psychologen Abraham Maslow. Es beschreibt vereinfacht menschliche Bedürfnisse und Motivationen und versucht, diese zu erklären und in Zusammenhang zu setzen. Maslow unterscheidet fünf Bedürfniskategorien, die aufeinander aufbauen – soll heißen, dass eine Bedürfniskategorie zu einem gewissen Maße erfüllt sein muss, bevor die Bedürfnisse der nächsten Stufe in den Vordergrund treten.

Stufe 1 und 2 beschrieben physische Motive, die unsere Existenz, also das Überleben sichern. Dazu gehören physiologische Grundbedürfnisse wie Atmung, Nahrung oder Schlaf und Sicherheitsbedürfnisse wie Arbeit, Familie und Gesundheit.

Sind die ersten beiden Kategorien weitgehend befriedigt, treten auf Stufe 3 soziale Bedürfnisse in den Vordergrund – und hier kommt Zugehörigkeit ins Spiel. Als Menschen teilen wir unseren Drang nach sozialen Beziehungen, nach der Einbindung in eine Gemeinschaft, nach gegenseitiger Unterstützung, Austausch und Zuneigung.

Erst wenn diese Bedürfnisse ausreichend bedient sind, kommen auf Stufe 4 und 5 Individualbedürfnisse, z.B. nach Anerkennung und Wertschätzung aber auch Macht und Status, sowie Selbstverwirklichungsbedürfnisse zum Tragen.

Was zeigt uns das? Bedürfnisse nach Zugehörigkeit sind tief in uns verankert und kommen, wenn wir in einer Bedürfnishierarchie denken, direkt nach unseren grundlegenden physiologischen und Sicherheitsbedürfnissen. Und sie sind für unsere seelische und körperliche Gesundheit zunächst wichtiger als Bedürfnisse nach Ego-Status oder Selbstverwirklichung.

Wie passt Zugehörigkeit zu Diversität?

Wenn wir über Belonging sprechen, geht es um unser Bedürfnis als Menschen so willkommen und akzeptiert zu werden, wie wir sind. Das heißt auch, dass wir nicht sein müssen wie die anderen, um Teil des Ganzen zu sein

Für die Aufnahme in eine Gemeinschaft ist es schon wichtig, auf deren Strukturen zu achten und sein Verhalten in einem gewissen Ausmaß daran auszurichten. Wenn in einer Organisation zum Beispiel eine „Sie-Kultur“ gepflegt wird, um Respekt und Professionalität auszudrücken, dann tun wir uns keinen Gefallen damit andere einfach zu duzen. Wir sollten allerdings darauf achten einen Kreis zu finden, in dem wir uns aufgehoben und wohl fühlen, ohne zu große Anpassungsleistungen vornehmen zu müssen – also ohne uns zu verstellen, denn auf der einen Seite haben wir ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, auf der anderen Seite aber auch den Wunsch, unser Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Ein übermäßiges Bedürfnis nach Zugehörigkeit kann dazu führen, dass sich Betroffene von sich selbst distanzieren und nur noch den Wünschen oder Anweisungen der Gruppe (oder einer Person) folgen. Sie sind abhängig und haben davor Angst, nicht mehr dazuzugehören. Das führt mit ziemlicher Sicherheit zu Unzufriedenheit dieser Person und ist keine gesunde Form der Zugehörigkeit und auch nicht das, was wir im Unternehmenskontext fördern wollen.

Erstrebenswert ist ein Umfeld, dass Zugehörigkeit aller ermöglicht bei gleichzeitiger Wahrung der Individualität und Diversität jedes Einzelnen. Wir wollen Diversität und Zugehörigkeit zeitgleich fördern. Wenn wir Diversity (also Vielfalt), Equity (also Gleichberechtigung) und Inclusion (also Integration) in unserer Organisation stärken, dann entsteht Zugehörigkeit fast von allein. Ein Gefühl der Zugehörigkeit entsteht ganz natürlich, wenn sich die Mitarbeiter sicher und akzeptiert fühlen.

Warum ist das für Unternehmen relevant?

Ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl am Arbeitsplatz hat direkten Einfluss auf wichtige Unternehmenskennzahlen wie Zufriedenheit, Produktivität, Leistung und Bindung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Verschiedene Studien zeigen, dass Mitarbeiter, die sich zum Unternehmen zugehörig fühlen mit doppelter Wahrscheinlichkeit auf eine Art und Weise handeln, die sich positiv auf den Ruf und den Gewinn eines Unternehmens auswirkt.

Was heißt das konkret?

Mal mindestens 4 Dinge:

1. Finanzielle Effekte: Das Harvard Business Review hat in einer Analyse herausgefunden, dass Menschen, die sich auf der Arbeit zugehörig fühlen, eine 56% höhere Job-Performance zeigen, nur halb so häufig wechselgefährdet sind und 75% weniger Krankheitstage haben. Das bedeutet, dass mehr langfristige Teammitglieder zur Arbeit kommen und dass diese produktiver sind. Eine produktivere Belegschaft kann sich natürlich erheblich auf die Einnahmen eines Unternehmens auswirken.

2. Recruiting: Nicht nur die Fluktuation der Mitarbeiter nimmt ab, sondern auch die Weiterempfehlungen nehmen zu. Als Unternehmen mit starkem Zugehörigkeitsgefühl und einer guten Mitarbeiterbindung habt ihr einen klaren Vorteil im War for Talent.

3. Verbesserte Team-Zusammenarbeit: Fühlen sich Mitarbeiter ihrem Team zugehörig, dann sind sie in größerem Maße bereit, Ideen zu teilen und auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Zugehörigkeit kann also dazu beitragen, dass sich Teams inspirierter und engagierter sind.

4. Verbesserte Resilienz: Menschliche Verbindungen sind quasi ein Sicherheitsnetz für Beschäftigte. Mitarbeiter, die sich stark zum Unternehmen zugehörig fühlen, fühlen sich eher in der Lage, Hindernisse und Herausforderungen zu bewältigen, wenn sie auftauchen.

Zugehörigkeit ist also ein echter Effektivitätshebel für Teams und Unternehmen. Es lohnt sich das Thema Zugehörigkeit bewusst mit auf die Agenda zu nehmen und darauf zu achten, wie sich die gezielte Förderung von Diversität, Gleichberechtigung und Integration positiv darauf auswirkt.

Autor

  • Judith Sölter

    "Judith ist eine Beraterin der neuen Generation. Agilität liegt ihr im Blut. New Work ist für sie schon lange normal. Ihr Interesse gilt zukunftsweisenden Organisationskonzepten und Wegen, diese gut einzuführen."