Personen sitzen um einen Laptop und sprechen miteinander - New Leadership - Dr. Kraus & Partner

Ist es dir schon mal passiert, dass du eine ältere Person sofort als konservativ abgestempelt hast? Hast du schon mal angenommen, eine Frau kenne sich nicht mit Technik aus? Hast du schon mal deine Tasche enger umklammert als ein dunkelhäutiger Mann in die Straßenbahn eingestiegen ist? Oder hast du schon mal jemanden aufgrund seines Namens für weniger kompetent gehalten? Dann bist du wahrscheinlich in die „Unconscious Bias“-Falle getappt.

Unbewusste Vorurteile beeinflussen unser tägliches Handeln

Unconscious Biases sind tief verwurzelte kognitive Verzerrungen (z. B. automatische Stereotype), die beeinflussen, wie wir über unsere Mitmenschen fühlen und denken und wie wir uns im Alltag verhalten. Diese Biases führen dazu, dass wir die Welt um uns herum aufgrund von Fehlannahmen, Vorurteilen und Zuschreibungen oftmals „falsch“ zuordnen. Das machen wir nicht mutwillig, sondern es geschieht ständig in unserem Unterbewusstsein.

Hast du eine Idee, warum das passiert?

Unconscious Biases sind Mechanismen, die uns dabei helfen, mit der hohen Komplexität ständig fließender Informationen in unserem Umfeld umzugehen und unsere Gehirn-Ressourcen zu schonen. Das hat allerdings auch eine Schattenseite im Zusammenspiel mit Interpretation und Bewertung von Personen und Situationen.

Was hat Unconscious Bias mit Diversity zu tun?

Unbewusste Vorurteile haben einen Einfluss darauf, wie wir Menschen im (beruflichen) Alltag begegnen. Wir ordnen Menschen aufgrund bestimmter Merkmale wie Geschlecht, Hautfarbe, soziale Herkunft oder Alter schnell und automatisch in soziale Gruppen ein und schreiben ihnen unbewusst Eigenschaften zu, die mit der jeweiligen Gruppe assoziiert werden. Diese Kategorisierung erschwert oder verhindert, dass Menschen in ihrer Einzigartigkeit und mit ihren besonderen Talenten wahrgenommen werden.

Hast du auch schon mal jemandem aufgrund solcher Merkmale eine bestimmte Kompetenz zu- oder abgesprochen? Ich schon.
Unconscious Bias kann so zu Ausgrenzung und Diskriminierung führen und erschwert die gesellschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit aller – er ist eine wesentliche Barriere für Diversity, Equity, Inclusion und Belonging.

Ein Beispiel: Wenn du das Wort „Chef“ hörst, woran denkst du?

Vielen von uns kommt schnell ein prototypisches Bild in den Kopf. Bei den meisten ist das eher der fünfzigjährige weiße Mann im Anzug als die dreißigjährige Frau mit Hijab. Das ist nur eines von vielen verzerrten Bildern in unserem Gehirn, die uns zeigen, wie etwas oder jemand zu sein hat, der eine bestimmte Rolle oder Funktion erfüllt.
Eine Gefahr von Unconscious Biases liegt darin, dass sie oft in selbst erfüllenden Prophezeiungen münden. Wer zum Beispiel unbewusst annimmt, Mädchen seien schlecht in Mathe und Jungs falle es schwer Sprachen zu lernen, wird letztendlich genau diese Leistungen bei Kindern erreichen. Auf diese Weise verfestigen sich Stereotype in uns und bestehende Strukturen und Machtverhältnisse innerhalb unserer Gesellschaft immer weiter.

Unconscious Bias als „Wachstums-Bremser“ für Unternehmen

Unconscious Biases können also zu Stereotypisierung und Diskriminierung führen und sind damit schädlich für Organisationen und unsere Gesellschaft. Sie hindern Unternehmen daran, das gesamte Potenzial in (künftigen) Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wahrzunehmen und dieses auszuschöpfen, weil die darin agierenden Menschen sich gegenseitig vorschnell bestimmte Eigenschaften oder Kompetenzen zu- oder aberkennen.

Durch einen bewussteren Umgang mit unserer Voreingenommenheit und durch die Förderung von Vielfalt können Unternehmen

  • objektivere und fairere Entscheidungen treffen,
  • vielfältige Talente anziehen,
  • Kreativität und Innovation fördern,
  • das Mitarbeiterengagement verbessern,
  • und damit eine höhere Produktivität und mehr Umsätze erreichen.

Es ist also nicht nur unsere gesellschaftliche Verantwortung, sondern es lohnt sich aktiv unserer unbewussten Voreingenommenheit entgegenzuwirken. Vielleicht fallen dir sogar noch weitere Beispiele für positive Auswirkungen ein.

Autor

  • Judith Sölter

    "Judith ist eine Beraterin der neuen Generation. Agilität liegt ihr im Blut. New Work ist für sie schon lange normal. Ihr Interesse gilt zukunftsweisenden Organisationskonzepten und Wegen, diese gut einzuführen."