Elena spricht mit Iris am Tisch über das Thema Purpose | Kraus & Partner - Transformation Experts

Der Begriff ‚Purpose‘ wird mittlerweile inflationär verwendet. Alles braucht einen Purpose – jeder Mensch, jedes Projekt und jede Organisation. Doch was bedeutet ‚Purpose‘ eigentlich, und woher kommt der Hype?

Wer sich intensiver mit dem Konzept Purpose beschäftigt, wird feststellen, dass es nicht die eine Definition gibt, die alle Fragen abschließend klärt – wie so oft, wenn man sich tiefer mit einem Konzept befasst. Stattdessen tun sich immer mehr Facetten auf, wie und wo Purpose eine Rolle spielt. Dabei findet sich Literatur aus der Wirtschaftsphilosophie, der Psychologie, dem strategischen Management und sogar der Nachhaltigkeit (noch so ein Begriff, der kaum mehr eine Bedeutung hat, weil er für alles und nichts verwendet wird). Der kleinste gemeinsame Nenner der vielen Purpose-Definitionen ist folgender:

Purpose ist der Grund für die Existenz einer Organisation, der über das Generieren von Profit hinausgeht, also der Beitrag der Organisation zur Gesellschaft.

Der Gedanke, dass eine Organisation einen Beitrag zur Gesellschaft leistet bzw. leisten sollte, ist nicht unbedingt neu. Organisationen wurden schon immer gegründet, um etwas zur Verfügung zu stellen (ein Produkt oder einen Service), das zumindest einem Teil der Gesellschaft etwas bringt. Dieses Etwas ist gewissermaßen der Purpose der Organisation – im Unternehmensalltag auch gerne als Mission bezeichnet.

Warum Purpose – und nicht nur Profit?

Was sich in der letzten Zeit jedoch immer mehr zeigt, ist die Notwendigkeit, dem Teil der Definition „über das Generieren von Profit hinaus“ mehr Gewicht zu geben, also unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem nicht rein nach Profit, Wachstum und Konsum zu gestalten. Warum?

1. Das Streben nach dem größten Profit um jeden Preis ist kurzsichtig und zerstörerisch für Umwelt und soziales Miteinander.
2. Unbegrenztes Wachstum ist auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen logisch nicht möglich.
3. Menschen erkennen immer mehr, dass Glück nicht vom Konsum kommt, und sie suchen ihr Glück woanders – oft in der Selbstverwirklichung.

Das Streben nach Selbstverwirklichung schlägt sich auch in zunehmendem Maß in der Arbeitswelt nieder. Arbeitnehmende wollen einen Job, der sie erfüllt, bei dem sie einen sinnvollen Beitrag zu wasauchimmer leisten können. Organisationen springen auf den Zug auf, um überhaupt noch rekrutieren zu können, und plötzlich hat alles einen Purpose.

Die große Lüge des Unternehmenspurpose

Das Problem an der Sache ist, dass dadurch der ursprüngliche Anstoß zur Notwendigkeit der Umgestaltung des Systems in den Hintergrund gerät. Wenn Purpose nur als Marketinginstrument verwendet wird, hat er keinen Nutzen.

Purpose doesn’t make any difference unless it changes the way that people operate or the way people do business. (White, Yakis-Douglas, Helanummi-Cole & Ventresca, 2017, S. 105).

Und damit sind wir bei systemischer Veränderung – sowohl auf der Makroebene im Wirtschaftssystem, als auch auf der Mikroebene in einzelnen Organisationen. Wer es also ernst meint mit dem Purpose, muss etablierte Strukturen aufbrechen, Muster hinterfragen und sich von alten Glaubenssätzen lossagen. Und das ist harte Arbeit!

➡️ Was dich auch interessieren könnte, ist unsere Podcast-Episode „New Work – ein Glaubensbekenntnis“ mit unseren Experten Elena und Sebastian.

Autor

  • Elena Vizenetz

    "Elena steht für Transformation. Egal ob agile Transformation, digitale oder auch persönliche: Positive Veränderungen und Weiterentwicklungen sind einfach ihr Ding. Insbesondere wenn es um neue Gedanken zur Gestaltung der Arbeitswelt geht, ist sie voll in ihrem Element."