Elena sitzt am Tisch mit ihrem Laptop und hat dabei einen Ausblick auf die Berge | Ski-Office | Kraus & Partner - Transformation Experts

Seit über drei Jahrzehnten bin ich nun als Unternehmensberater tätig und werde oft gefragt, wie ich meine Rolle sehe – als jemand, der von außen in ein System kommt, um Veränderungen anzustoßen und umzusetzen. Besonderes Interesse haben die Fragesteller an heiklen Transformationen, zumeist erhoffen sie sich Inspirationen zu selbst erlebten Veränderungen, die mitunter nicht so ausgegangen sind, wie sie es für richtig erachteten.

Gerne leite ich meine Darlegung dann mit der Erinnerung an das berühmte Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen ein. In dieser Geschichte geht es um einen narzisstischen Kaiser, der so sehr von seiner Eitelkeit geblendet ist, dass er die Bedürfnisse seines Volkes völlig ignoriert. Sein Hofstaat bestätigt ihn in seinem unangemessenen Verhalten, was zu einer dysfunktionalen Situation im gesamten Kaiserreich führt.

Für mich beschäftigt sich das Märchen mit einigen typischen Phänomenen in Transformationen: Es geht in Veränderungen meiner Erfahrung nach besonders um interpersonelle Herausforderungen, also um die Art und Weise, wie gemeinsam Ziele erreicht werden.

Wer ist der größte Blockierer für Veränderung? Wie steht das Top-Management zu der Veränderung? Stinkt der Fisch vielleicht doch vom Kopf her?

Als Berater werde ich nur hinzugezogen, wenn Dysfunktionalitäten drohen oder bereits akut wahrnehmbar sind. Ich kann auch häufig beobachten, dass diejenigen, die die Probleme verursachen, diejenigen sind, die nach Lösungen suchen. Sie erhoffen sich oft Lösungsfelder, bei denen sie selbst außen vor sind, also nicht selbst Teil der Lösung werden. Menschen sind oft nicht willens, sich ihre eigenen Fehler einzugestehen und zu erkennen, dass sie selbst Teil des Problems sind. Schuld sind halt gerne immer die anderen. Die Analogie zum eingangs erwähnten Märchen ist offensichtlich: Wie der Kaiser sind auch Führungskräfte manchmal nicht motiviert, sich selbst zu reflektieren. In solchen Momenten braucht es immer eine externe Unterstützung.

Und da komme ich als Berater ins Spiel: Meine Aufgabe besteht darin, diese blinden Flecken aufzudecken und Wege zu finden, sie zu überwinden. Auch hier gibt es wieder Parallelen zu Andersen: In der Geschichte kommen zwei Schneider zum Kaiser, die behaupten, sie könnten wundervolle Kleider weben, die für einfache Gemüter unsichtbar seien. Sie geben vor, ihm wunderschöne Kleider anzufertigen, die tatsächlich gar nicht existieren. Der Kaiser wird also mit einer List begleitet, sein Verhalten zu reflektieren. In dem Märchen gelingt dies erst, als sich der Kaiser nackt in einer Parade zeigt.

Die Kunst der Offenlegung: Parallelen zu Andersens Märchen

Jetzt fragst du dich wahrscheinlich, was dieser Aspekt mit meiner Rolle als Unternehmensberater zu tun hat – schließlich handelt es sich bei den beiden Schneidern um scheinbare Betrüger, die den Kaiser bloßstellen. Das ist ethisch zweifelhaft – und natürlich nicht meine Intention, wenn ich beratend tätig bin. Aber die Frage, die sich hier stellt, ist tatsächlich: Welches Geschick ist akzeptabel, um positive Veränderungen herbeizuführen? Wie manipulativ darf ich auftreten? Wie geschickt gelingt es mir, Probleme offenzulegen, ohne die Menschen zu beschämen?

Hier habe ich eine klare Meinung: Als Berater ist es meine Pflicht, eine feine Balance zwischen Effektivität und ethischen Grundsätzen zu wahren. Ähnlich wie die Schneider in dem Märchen muss auch ich manchmal unangenehme Wahrheiten ans Licht bringen und dafür Methoden der Einflussnahme anwenden. Ich würde aber die Verantwortlichen – und das ist der Unterschied zum Märchen – niemals blamieren und vorführen.

Vielmehr habe ich meine eigene Taktik, um derartige Transformationsprozesse zu unterstützen. Dazu gehört zum Beispiel, dass ich schmerzhafte Erkenntnisse möglichst mit Humor (nicht Ironie und bitte kein Sarkasmus) erläutere. Wenn es mir gelingt, dass harte Wahrheiten demütig belächelt werden, dann ist ein gutes Fundament für Veränderung gelegt. Schon Georg Bernard Shaw sagte: „Wenn du den Leuten die Wahrheit sagst, bringst du sie besser zum Lachen. Sonst werden sie dich töten.“

Bei meinen Beratungen gehe ich wie folgt vor:

  1. Erkennen: Ein wichtiger Schritt besteht darin, zu erkennen, wo die wunden Punkte eines Unternehmens liegen. Durch meine langjährige Erfahrung habe ich ein Gespür dafür entwickelt, wo ich genau hinschauen muss, um Probleme zu identifizieren. Diese Intuition, gepaart mit fundiertem Wissen und sehr viel Erfahrung, ermöglicht es mir, die verborgenen Herausforderungen zu erkennen.
  2. Benennen: Nachdem die Probleme identifiziert wurden, ist es entscheidend, sie besprechbar zu machen. Hierbei kommt meine Kompetenz ins Spiel, die Herausforderungen in klare Worte zu fassen. Modelle und Geschichten helfen mir dabei, komplexe Sachverhalte greifbar zu machen. Wann immer möglich bemühe ich mich auch um eine humorvolle Darstellung.
  3. Reflexion: Sobald die Herausforderungen benannt und besprochen wurden, folgt die Phase der Reflexion. Gemeinsam müssen wir entscheiden, wie wir mit der Herausforderung umgehen und welche Lösungen wir anstreben. Eine fundierte Entscheidung kann jedoch nur getroffen werden, wenn wir verschiedene Optionen in Betracht ziehen.
  4. Szenarien und Optionen beschreiben und in Entscheidungen überführen: Das Ziel meiner Beratung ist immer eine Entscheidung. Beraten heißt für mich Menschen und Systeme zu einer Entscheidung führen. Dafür muss ich die Entscheidungssituationen klarmachen: Entscheiden kann man nur, wenn man die Wahl hat. Deshalb liegt der nächste Schritt darin, verschiedene Optionen und Szenarien zu erarbeiten. Diese Optionen wäge ich miteinander ab und bewerte sie gemeinsam mit dem Kunden. Dadurch provoziere ich förmlich die Entscheidung und erreiche das Ziel.

Wann stoße ich an meine Grenzen?

Es gibt tatsächlich Situationen, in denen ich nicht weiter weiß. Insbesondere dann, wenn ich – und jetzt spanne ich wieder den Bogen zum Märchen – auf entscheidungsunwillige oder pathologische Persönlichkeiten treffe, die nicht willens sind, Entscheidungen zu treffen und damit Verantwortung zu übernehmen. In solchen Momenten muss ich mich fragen, ob der Kern der analysierten Dysfunktionalität nicht vielleicht in der Person selbst liegt. Wenn also nur noch ein Therapeut helfen kann, bin ich mit meinem Beraterlatein am Ende.

Letztendlich ist es meine Überzeugung, dass durch eine gezielte Kombination aus Analyse, Kommunikation und dem Hinführen zu Entscheidungen die meisten Transformationsprozesse mit allen Beteiligten erfolgreich bewältigt werden können – und ich stehe gerne bereit, auch dein Unternehmen auf diesem Weg zu unterstützen.

💬 Wenn du Unterstützung bei deinem Transformationsprozess benötigst, dann melde dich gerne bei uns.

Autor

  • Stefan Bald

    "Stefan ist einer der erfahrensten Experten auf dem Gebiet Change-Management und -Beratung bei Dr. Kraus & Partner. Ein Mann der Tat, der durch seine energetische Persönlichkeit und seinen scharfen Verstand besticht."