Elena sitzt am Tisch mit ihrem Laptop und hat dabei einen Ausblick auf die Berge | Ski-Office | Kraus & Partner - Transformation Experts

Die Anforderungen an Verwaltungen haben sich in den letzten Jahren rasant verändert. Projekte werden komplexer, die Interessenlagen vielfältiger, und die Anzahl der beteiligten Akteure steigt. Gleichzeitig stehen Verwaltungen vor der Herausforderung, in einer immer stärker vernetzten Welt Lösungen zu finden, die nicht nur effektiv, sondern auch nachhaltig sind.

Doch warum scheitern viele Initiativen an ihrer Umsetzbarkeit? Und wie kann es gelingen, die Komplexität zu bewältigen? Ich bin davon überzeugt: Netzwerkkompetenz ist heute unverzichtbar – und zwar auf allen Ebenen. Vom Bürgermeister bis zur Sachbearbeitung wird die Fähigkeit, Netzwerke zu knüpfen, zu pflegen und gemeinsam tragfähige Entscheidungen zu treffen, zunehmend zur Kernkompetenz.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, warum klassische Ansätze im Projektmanagement in der Verwaltung oft an ihre Grenzen stoßen und wie ein starkes Netzwerk nicht nur den Erfolg einzelner Projekte, sondern die Zukunftsfähigkeit ganzer Institutionen sichert. Dabei wird eines klar: Wer nur auf juristische Expertise oder Hierarchien setzt, verschenkt Potenzial. Es braucht Menschen, die Brücken bauen – zwischen Interessen, Systemen und Akteuren.

Gemeinsam mit Judith Ehrlacher, einer Expertin aus dem Bereich Wildtiermanagement, spreche ich in unserem Podcast über genau dieses Thema.

In der Folge „Behörde einmal anders“ nehmen wir das Wildtiermanagement in Baden-Württemberg als Beispiel, um zu zeigen, wie Netzwerke in der Praxis aufgebaut und genutzt werden können – und wie sich dadurch auch starre Verwaltungsstrukturen transformieren lassen. Doch was genau bedeutet Netzwerkkompetenz, und wie lässt sie sich im Verwaltungsalltag anwenden?

Wildtiermanagement als Blaupause für Netzwerkkompetenz

Im Podcast schildert Judith Ehrlacher, wie ihre Organisation – die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) – in einem hochkomplexen Feld erfolgreich arbeitet. Im Fokus steht dabei nicht nur das Management von Wildtieren, sondern vor allem das der beteiligten Akteure: Jäger:innen, Förster:innen, Landwirt:innen, Tourismusplaner:innen und viele mehr. Jeder von ihnen bringt eigene Interessen, Perspektiven und Anliegen mit, die es miteinander in Einklang zu bringen gilt.

Ein zentraler Erfolgsfaktor dabei ist das frühzeitige Knüpfen und Pflegen von Netzwerken – innerhalb und außerhalb der Verwaltung. Die FVA hat erkannt, dass klassische Verwaltungsstrukturen nicht ausreichen, um auf neue Herausforderungen wie die Rückkehr von Wildtieren (z. B. Wolf und Luchs) schnell und effektiv zu reagieren.

Stattdessen setzt sie auf agile Ansätze, flexible Prozesse und kreative Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.

Ein starkes Netzwerk: Die Wildtierbeauftragten

Ein Highlight des Podcasts ist die Entstehung des Netzwerks der Wildtierbeauftragten (WTB). Was in den 1990er Jahren als ehrenamtliches Monitoring-Netzwerk begann, wurde über die Jahre professionalisiert und im Jagd- und Wildtiermanagementgesetz von Baden-Württemberg rechtlich verankert. Die Wildtierbeauftragten sind heute Fachpersonen, die bei den unteren Jagdbehörden angesiedelt sind und eine zentrale Rolle in der Beratung und Koordination spielen.

Dieses Netzwerk dient als Schnittstelle zwischen Verwaltung, Naturschutzvereinigungen, Hegegemeinschaften und anderen Akteuren. Durch die dezentrale Struktur entstehen Subnetzwerke auf lokaler Ebene, die flexibel agieren und schnell handeln können. Ein Ansatz, der in Zeiten komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen Schule machen könnte.

Netzwerkkompetenz: Die Zukunft der Verwaltung

Was lässt sich aus diesem Beispiel lernen? Judith Ehrlacher und ich sind uns einig: Netzwerkkompetenz ist die Form der Zusammenarbeit, die Verwaltungen zukunftsfähig macht. Gerade bei Themen, die verschiedene Fachbereiche und Akteure betreffen, stoßen klassische Silostrukturen schnell an ihre Grenzen. Netzwerke bieten hier eine flexible Alternative, da sie den Austausch, die Entwicklung innovativer Lösungen und die Umsetzung gemeinsamer Ziele fördern.

Netzwerkkompetenz bedeutet:

  • Beziehungen aufbauen: Akteure identifizieren und gezielt einbinden.
  • Kommunikation fördern: Transparenter Austausch und regelmäßige Abstimmung.
  • Interessen verbinden: Kompromisse aushandeln und Lösungen entwickeln, die von möglichst vielen getragen werden.
  • Agilität leben: Schnell auf neue Herausforderungen reagieren und kreative Ansätze ausprobieren.

Von der Behörde zum agilen Netzwerk

Der Podcast zeigt eindrucksvoll, wie eine Behörde wie die FVA durch Netzwerke agiler, effizienter und zukunftsorientierter arbeiten kann. Das Beispiel des Wildtiermanagements verdeutlicht, wie innovative Lösungen auch in klassischen Verwaltungsstrukturen entstehen können – wenn der Fokus auf Zusammenarbeit und Austausch gelegt wird.

Für mich steht fest: Netzwerkkompetenz ist kein „Nice-to-have“, sondern ein „Must-have“ für alle Führungskräfte und Mitarbeitenden in der Verwaltung. Wer sie beherrscht, wird nicht nur komplexe Projekte erfolgreicher umsetzen, sondern auch die Zukunftsfähigkeit seiner Organisation sichern.

Höre die komplette Folge „Transformation2Go – Behörde einmal anders“ und erfahre, wie Netzwerke die Arbeit in der Verwaltung revolutionieren können.

💬 Wenn du Fragen oder Austauschbedarf zu dem Thema hast, melde dich gerne bei uns.

Autor

  • "Stefan ist einer der erfahrensten Experten auf dem Gebiet Change-Management und -Beratung bei Dr. Kraus & Partner. Ein Mann der Tat, der durch seine energetische Persönlichkeit und seinen scharfen Verstand besticht."

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